Kirchengeschichte Benefeld

 

Auf dem Patronatsfest am 31. Mai 2009, also dem 1. Pfingsttag 2009, haben Dechant Siegmund Bulla und einige Gemeindemitglieder damit begonnen, auf die Anfänge unserer Gemeinde zurück zu blicken.
Das soll auch gleichzeitig der Start sein, diese „Kirchengeschichte“ Jahr für Jahr, jeweils am Patronatsfest, fortzuführen. Der markante Anfang und der Aufschwung der Kirche hier in Bomlitz-Benefeld sind im Jahre 1945 mit den vielen Flüchtlingen und Heimatvertriebenen zu setzen. Herr Dr. Bollig, ein Katholik der ersten Stunde, ist/wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Er verstarb leider sehr früh.

Dr. Bollig, Werksarzt bei der Firma Wolff & Co.

Dr. Bollig, Werksarzt bei der Firma Wolff & Co.
Das Foto wurde von Familie Bollig zur Verfügung gestellt


Herr Dr. Bollig und der mächtige Direktor Classen der Firma Wolff & Co., ebenfalls ein Katholik, versuchten, ihren Glauben zu leben. Beide hätten auch in die Position des Nationalsozialismus verfallen können, wie viele andere, aber sie hingen an ihrer katholischen Kirche und sie versuchten, den Glauben anderen schmackhaft zu machen. Sie haben nicht alles richtig gemacht, aber dass sie dies im Rahmen ihrer Möglichkeiten getan haben, zeigt so etwas wie das Wirken des Heiligen Geistes.

Direktor Classen

Direktor Classen
Foto aus einer Jahresschrift von Wolff & Co.

Natürlich waren bereits einige wenige Katholiken schon vor 1945 in Bomlitz-Benefeld angesiedelt, jedoch waren es nur ganz wenige. In ganz Benefeld lebten bis zum Jahre 1939 nur etwa 280 Menschen. Wegen der Firma Wolff & Co. wurden 500 Arbeiter aus dem Ruhrgebiet angeworben. Viele davon waren katholisch. Nicht zu vergessen die etwa 350 Schlesier und 1.000 Fremdarbeiter aus der Slowakei, Jugoslawien, Holland und Belgien und viele Polen und Russen. Halb Europa war plötzlich in Bomlitz-Benefeld vertreten.
Im Jahr 1940 kam auch Herr Dr. Bollig von Köln hierher.

Luftbildaufnahme der Firma Wolff & Co. / EIBIA

Luftbildaufnahme der Firma Wolff & Co. / EIBIA
Foto von Herrn Neubert-Preine

Die Arbeiter haben seinerzeit in vielen Lagern gelebt, ebenso auch Dr. Bollig mit seiner Familie. Als Werksarzt der Firma Wolff & Co. / EIBIA hat er dort auch ein Lazarett aufgebaut.

Einige der Lager der Firma Wolff & Co. / EIBIA

 Einige der Lager der Firma Wolff & Co. / EIBIA
Foto aus einem Zeitungsbericht

Alle haben versucht, als gute Menschen ihren Glauben zu leben. Die Kinder wurden möglichst schnell getauft. Es wurde zu Hause gebetet und Religionsunterricht erteilt. Man traf sich umschichtig in den Familien, bei der Familie Santen zum Beispiel. Herr Santen kommt immer noch in unsere Kirche. Es gab damals keine richtige Kirche. Später wurde die berühmte Barackenkirche errichtet, von der noch heute so viele Menschen reden.

Die Barackenkirche Bomlitz-Benefeld

Die Barackenkirche Bomlitz-Benefeld
Foto von Herrn Neubert-Preine

Im Mai 2009 hat Dechant Bulla eine alte Dame, 91 Jahre alt, mit der Krankenkommunion besucht. Sie erzählte ihm:
„Ich musste im Jahre 1939 meine Heimat verlassen. Ich war entwurzelt. Es war hier ganz schrecklich für mich. Ich war eine junge Frau, ein Mädchen fast noch, alleine. Kraft gab mir der Glaube, den ich mitgebracht habe.“
Und ihre Augen leuchteten auf, als sie davon sprach, dass sie hier ihren Ehemann gefunden hat und sie erzählte voller Stolz, was beide gemeinsam aufbauen konnten: “Das war Gottes Führung. Das war das Wirken des Heiligen Geistes“, davon ist sie überzeugt. In den Lagern lebte auch die polnische Zwangsarbeiterin Regina Jakubowska, die bei der EIBIA in der Pulverfabrik gearbeitet hat. Herr Neubert-Preine, ein exelenter Historiker, überlies Herrn Dechant Bulla einen Brief von Frau Jukubowska. Sie schreibt:
„Am schlimmsten waren die Sonntage, weil wir uns nicht an öffentlichen Plätzen wagen durften. Einmal habe ich erfahren, dass ein katholischer Priester eine Messe hält. Ich habe mich gefreut, da ich Katholikin bin, aber leider konnte ich an der Messe nicht teilnehmen, weil ich Polin war. Ich habe sehr geweint, weil ich seit der Ausreise aus meiner Heimat keine Möglichkeit zur Hl. Messe hatte. In der freien Zeit sind wir spazieren gegangen und zwar in der schönen Umgebung von Walsrode/Region Lüneburger Heide, die uns für alles Unrecht entlohnte. Im Winter war es schwerer, spazieren zu gehen, aber am schlimmsten war Weihnachten, die ersten Feiertage weit von der Familie und der Kirche.“

Die Barackenkirche / Fronleichnam Bomlitz-Benefeld

Die Barackenkirche / Fronleichnam Bomlitz-Benefeld
Foto von Herrn Neubert-Preine

Der Altar der Barackenkirche Bomlitz-Benefeld

Der Altar der Barackenkirche Bomlitz-Benefeld
Foto von Herrn Neubert-Preine

Da fragt man sich: „Wo bleibt hier das Wirken des Heiligen Geistes?“ In der Sehnsucht, zur Kirche gehen zu können. In der Freude an der Natur. Am Festhalten an Gott, der ihr Schweres zumutete. Sie hätte sich ja auch voller Zorn von ihm abwenden können. Das tat sie aber nicht.

Fronleichnamsfeier in Bomlitz-Benefeld

Fronleichnamsfeier in Bomlitz-Benefeld
Foto von Herrn Neubert-Preine

Die Heilige Schrift sagt uns, dass der Heilige Geist nicht nur in den großartigen und gewaltigen Ereignissen wirkt. Wie hier in Benefeld später, als die Kirche gebaut wurde und die Katholiken ihren Glauben selbstbewusst demonstrierten, die Kirche übervoll war, als knorrige Persönlichkeiten das Glaubensleben gestalteten und das ganze Land in Aufbruchstimmung gewesen ist. Der Geist Gottes wirkt auch in dem leichten Säuseln, in den unscheinbaren Anfängen, gerade auch dort, wo man ihn kaum zu erspüren vermag.
Er wirkt, wo Menschen sich auf Gott einlassen, mit allen Brüchen an ihm festhalten, trotz aller Zumutungen, wo sie sich von ihm führen lassen und seien es auch nur so ganz Wenige, Vereinzelte, wie damals bei uns hier in Bomlitz-Benefeld.


Am Pfingstfest im Jahr 2010 wurde schon ein kleines Fest gefeiert, nämlich 50 Jahre Grundsteinlegung. Am Pfingstsonntag wurde während der Heiligen Messe auf der Kirchenmauer ein Feldstein aufstellt. Der Geist Gottes wirkt durch alle Zeiten, gestern, heute und morgen. Darauf können wir uns verlassen. Egal, was kommt. Egal, wie es ist. Gott ist da.


Zum 50-jährigen Kirchweihjubiläum der Heilig-Geist-Kirche am 1. Pfingsttag 2011 ist eine reich bebilderte und 40 Seiten umfassende Festschrift von Thorsten Neubert-Preine erschienen, in der die wechselvolle Geschichte der Katholiken in der Lüneburger Heide und vor allem der Kirchengemeinde in Bomlitz-Benefeld nachzulesen ist.

Zum 50-jährigen KirchweihjubiläumEinige Exemplare sind noch im

Pfarrbüro Walsrode,
Sunderstr. 32, 29664 Walsrode,
Tel.: 05161-5787
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Öffnungszeiten: Dienstag 15.oo – 17.oo Uhr
Mittwoch und Freitag 9.oo – 12.oo Uhr
gegen eine Kostenpauschale in Höhe von 6 Euro (plus evtl. Portokosten) erhältlich.


Pfarrer Georg Danel

Auf dem Patronatsfest am 31. Mai 2009, also dem 1. Pfingsttag 2009, haben Dechant Siegmund Bulla und einige Gemeindemitglieder damit begonnen, auf die Anfänge unserer Gemeinde zurück zu blicken.
Das soll auch gleichzeitig der Start sein, diese „Kirchengeschichte“ Jahr für Jahr, jeweils am Patronatsfest, fortzuführen. Der markante Anfang und der Aufschwung der Kirche hier in Bomlitz-Benefeld sind im Jahre 1945 mit den vielen Flüchtlingen und Heimatvertriebenen zu setzen. Herr Dr. Bollig, ein Katholik der ersten Stunde, ist/wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Er verstarb leider sehr früh.

Pfarrer Georg Danel

Georg Danel wurde am 05. März 1929 in Bremen Blumenthal geboren. Nach der Priesterweihe, die er im Hohen Dom zu Hildesheim am 01. März 1953 empfangen hatte, und den Kaplansjahren in Uelzen wurde er 1958 Pastor in Visselhövede und Bomlitz-Benefeld. Pfarrer Danel erbaute die Kirchen in Benefeld und in Visselhövede. Im letzten Jahr noch besuchte er unsere Gemeinde. 1967 betraute ihn der Bischof mit der Aufgabe des Pfarrers in St. Hedwig, Celle. Seit 1973 war er dort auch Dechant. Von 1985 bis 2000 übernahm er als Pfarrer die Verantwortung für die Pfarrgemeinde HI. Herz Jesu. Bremerhaven - Lehe, mit dem Seelsorgsbezirk St. Benedikt, Bad Bederkesa und die Pfarrgemeinde St. Marien, Bremerhaven-Mitte. Im Wissen um seine menschlichen und seelsorgerlichen Kompetenzen ernannte ihn der Bischof zum Dechanten für das Dekanat Bremerhaven. Gleichzeitig nahm ihn Bischof Josef im Jahr 1985  als nichtresidierender Domkapitular in das Domkapitel auf. Mit dieser Berufung würdigte der Bischof die pastorale Arbeit und sein priesterliche Engagement. Als Domkapitulars war er ein geschätzter und angesehener Berater des Bischofs, wobei er seine guten Kenntnisse unserer Diasporasituation im Norden immer wieder zur Sprache brachte. Ehrendomkapitular Danel war für seinen noblen und gütigen Umgang geschätzt und beliebt. Seine authentisch christliche Präsenz in der Seelsorge machte ihn zu einem angesehenen Vertreter der Frohen Botschaft auch außerhalb der Kirche. Nach dem Eintritt in den Ruhestand lebte und wirkte er, zum Ehrendomkapitular ernannt, in Bad Beder¬kesa. Bis zuletzt  unterstützte er nach Kräften seine Mitbrüder vor Ort.

Wir trauern sehr um ihn. Wir  danken ihm für seinen treuen Dienst und vertrauen darauf, dass er bei Gott die Fülle des Lebens findet.

In Gedenken an Georg Danel In Gedenken an Georg Danel

In Gedenken an Georg Danel

 

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