Hirtenwort

von Dr. Heiner Wilmer SCJ Bischof von Hildesheim

Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ

Liebe Schwestern, liebe Brüder!

Erstmals schreibe ich Ihnen heute als Bischof von Hildesheim. Seit meiner Ernennung im April habe ich viele Menschen getroffen, die mich herzlich aufgenommen haben, die mir mit großer Offen- heit begegnet sind und die mich bei meinen ersten Schritten
im Bistum unterstützt haben. Dafür sage ich herzlichen Dank! Danken möchte ich auch für die Glückwünsche zu meiner Bischofsweihe und vor allem für Ihre Gebete, die mich begleiten.

Ich möchte etwas aufgreifen, was ich gleich nach meiner Ernennung gesagt habe: Ich freue mich auf Sie! Und ich bin neugierig auf Sie! Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie jung oder alt sind, ob Sie aus der Großstadt kommen oder vom platten Land, ob Sie eine enge oder eine nur ganz lose Bindung an die Kirche haben oder gar keine Bindung, ob Sie fest im Glauben verwurzelt sind oder Ihre Zweifel überwiegen.
Ich möchte mich mit Ihnen auf den Weg machen und zusammen mit Ihnen nach dem richtigen Weg für die Kirche von Hildesheim suchen. Zukunft gestaltet man nur gemeinsam. Das habe ich als Generaloberer der Herz-Jesu-Priester immer wieder erfahren dürfen. Und dies soll auch mein bischöflicher Wahlspruch „Gehilfen zu eurer Freude“ deutlich machen. Nicht ich allein bin derjenige, der etwas bewegen will und kann. Es geht nur im Miteinander.

Ich werde im ersten Jahr viel im Bistum unterwegs sein, zwischen Cuxhaven und Hann. Münden, zwischen Helmstedt und Bückeburg. Ich möchte zuhören! Ich möchte Ihre Sorgen, Gedanken und Vorstellungen kennenlernen.

Es wird nicht möglich sein, Sie alle persönlich zu treffen. Aber ich möchte von möglichst vielen Menschen wissen, was sie persönlich bewegt und wie sie sich die Zukunft der Kirche in unserem Bistum vorstellen. Daher bitte ich Sie: Schreiben Sie mir! Per Brief oder Mail, möglichst bald, spätestens bis zum ersten Fastensonntag. Ich verspreche Ihnen, dass ich jede Zuschrift sorgfältig lesen werde. 

Ich übernehme ein in vielfältiger Weise geordnetes Bistum, und dafür bin ich dankbar. Viele Dinge wurden in den letzten Jahren geklärt und auf den Weg gebracht. Und in der Seelsorge gibt es Ideen und erste gute Aufbrüche für eine lokale Kirchenentwicklung, die hoffen lassen. Dabei wird deutlich, dass die Kirche vor Ort durch die vielen engagierten Gläubigen lebendig ist und bleiben wird. Zugleich sind auch Schulen, Einrichtungen der Caritas, Beratungsstellen und viele Kindertagesstätten neu in den Blick gekommen als Orte, an denen Menschen das Evangelium entdecken und kirchliche Gemeinschaft erleben. 

Ich weiß aber auch um die Herausforderungen. An allererster Stelle steht dabei der Kampf gegen sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch in unserer Kirche, dem ich mich mit aller Kraft und Entschiedenheit stellen werde. Darüber hinaus beschäftigt mich, dass die Zahl der aktiven Priester zurückgeht, unsere Pfarrgemeinden die Größen von Landkreisen erreicht haben und die Zahl der Gläubigen sinkt. Haupt- wie Ehrenamtliche fühlen sich oft überfordert. Traditionen gehen verloren, viele junge Menschen brechen den Kontakt zu Gemeinde, Kirche und Religion ab oder er verliert sich einfach schleichend. Struktur- und Finanzfragen drängen sich in den Vordergrund.

All das nagt an vielen Menschen, und es schafft Unsicherheiten. Das kann ich verstehen.

Ich habe kein Patentrezept, um diesen Problemen beizukommen. Aber – das will ich in meinem ersten Brief als wichtige Botschaft an Sie richten: Wir dürfen uns nicht von der Resignation auffressen lassen.

„Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“, schreibt Paulus an Timotheus (2 Tim 1,7). 

Deshalb werden wir uns auf den Weg machen und mit Gottes Hilfe zukunfts- weisende und tragende Formen finden, unseren Glauben zum Wohle vieler zu leben.

Es geht besonders um die Frage: Wie können wir den Glauben authentisch bezeugen und weitergeben? Wie können wir eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus aufbauen? Wie lernen wir zu beten? Was sind die „basics“, die wir für ein Leben als Christen und Christinnen brauchen?

„Aus Verdrossenheit und Selbstzweifeln kommt man am schnellsten heraus, wenn man sich einer lohnenden Aufgabe zuwendet, noch besser: wenn man sich einem Mitmenschen zuwendet“, erkannte schon vor knapp 20 Jahren der damalige Erfurter Bischof Joachim Wanke. 

Gott fordert uns, er ist mitten unter uns, auch wenn wir es manchmal nicht merken wie einst die Emmausjünger. Er will, dass wir das Evangelium weitertragen. Dafür ist es nötig, dass wir uns manchmal die Hände schmutzig machen. Dass wir an die Ränder der Gesellschaft gehen, dass wir die Komfortzone verlassen. Dass wir erkennen, dass nicht die Institution an erster Stelle steht, sondern der Mensch.

Darauf kommt es an: die Freude des Evangeliums in dieser Welt zu bezeugen.
Das tun die Alten, die Kranken, die Menschen mit Behinderung, die ihr Leben in der Freundschaft mit Christus annehmen und in ihrer Weise gestalten. Und das tun die, die den Glauben in der Welt durch ein konkret christliches Leben öffentlich bezeugen.

Ich bin überzeugt: Wir können Aufbruch! Machen wir uns gemeinsam auf den Weg!

Bis zum ersten Fastensonntag am 10. März 2019 ist die Mail-Adresse

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geschaltet.

Wer mir per Post schreiben möchte:

Bischof Heiner Wilmer, Domhof 25, 31134 Hildesheim, Stichwort: Schreib dem Bischof 

Hildesheim, im Oktober 2018

Dr. Heiner Wilmer SCJ Bischof von Hildesheim